Honig aus tiefen Nadelwäldern:
Aus tiefen Nadelwäldern stammen zwei der ursprünglichsten Honige. Schon die Farbe ist auffällig. Rotbraun glänzt der Fichtenhonig,
grünlich-braun bis tiefbraun der Tannenhonig. Auch im Geschmack bleiben sie ihrer Herkunft treu. Fichtenhonig hat auf der Zunge
einen malzig würzigen Geschmack und kann eine leicht säuerliche Komponente entfalten. Tannenhonig hingegen hat ein intensiv harzig
malziges Aroma, das ein wenig an Trockenpflaumen erinnert.
Unsere Waldhonige werden in ausgedehnten Nadelwäldern geerntet. War der Jahresverlauf für das Wachstum der Bäume günstig, finden
sich schnell unzählige "Nascher" ein und stechen die Gefäße, in denen die Bäume ihre süße Fracht transportieren, an. Der auslaufende
Honigtau wird von den Bienen eifrig gesammelt und ist der Stoff, aus dem sie den Waldhonig machen. Doch schon ein kräftiges Gewitter
kann die Zikaden oder Tannenläuse von den Bäumen waschen und eine noch so ergiebige Ernte schnell beenden.
Frisches Grün - leider ohne Honigtau
Die Imker brauchen für die Ernte von Waldhonig viel Erfahrung. Prognosen der Waldtracht sind aufwändig und teilweise
gibt es auch in großen Nadelwäldern nur an wenigen Stellen Honigtau. Dazu kommt, dass eine ergiebige Waldtracht nur alle paar
Jahre auftritt - kurzum, oft bleiben trotz bester Vorbereitung die Honigräume leer. Umso größer ist die Freude, wenn die Sommersonne
und eine milde Witterung eine gute Honigernte im Wald ermöglichen. Dazu kommt, dass sich einige "Neubürger" wie Waschbären gerne
mal an den Bienenkästen im Wald vergreifen und die Vorräte stehlen.
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Sensorik und Konsistenz:
Waldhonig ist ein sehr typischer Honig und hat je nach Jahrgang und Herkunft eine ausgeprägte regionale Charakteristik. Er hat
eine tief braune bis schwarze Farbe und bleibt in vielen Fällen sehr lange flüssig. Es gibt aber auch Waldhonige, die sehr schnell
kristallisieren, ein Phänomen, das vor allem beobachtet wird, wenn die Honige viele längerkettige Zucker wie z.B. Melezitose enthalten.
Typisch sind Waldhonige im süddeutschen Raum und so finden sich hier auch die schmackhaftesten Honigrezepte. Als kräftiger
Honig eignet sich Waldhonig direkt als Brotaufstrich und vor allem in der Weihnachtszeit auch zum Süßen eines kräftigen Schwarztees.
Waldhonige, vor allem aus speziellen Lagen, sind oft schon nach wenigen Wochen ausverkauft.
Typische analytische Werte:
Honige aus unseren Nadelwäldern sind sehr pollenarm und enthalten auffallend viele Mehrfachzucker. Die geographische Herkunft
kann an Hand des Pollenspektrums nicht immer eindeutig bestimmt werden. In den vergangenen Jahren enthielten einige Waldhonige
auffallend viele Pollen von Him- und Brombeere, die in den Wäldern auf Windbruchflächen üppig gedeihen.
Insgesamt ist das Zuckerspektrum recht ausgeglichen, der Honig enthält typischerweise etwas mehr Fruktose als Glukose. Die
geschmacklich schönsten Waldhonige werden in der Regel in den großen Fichten- und Tannenbeständen Süddeutschlands geerntet.
Vor allem die Bayerischen Alpen, die Schwäbische Alb und der Schwarzwald bringen regelmäßig große Waldhonige hervor.
Obwohl einige Gegenden regelmäßig mit exzellenten Waldhonigen auffallen, hat die Art des Bodens für die geschmackliche Qualität
der Waldhonige in der Regel eine untergeordnete Bedeutung. Bedeutsamer scheinen das Kleinklima und der Zustand der Baumbestände
zu sein.
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